Galvanisches Verzinken in der Automobilindustrie-Blogs - Aktuelle Nachrichten der Neckarquelle | nq-online.de

2022-04-22 19:53:56 By : Mr. Robert Lytton

Galt das Verzinken einer Fahrzeugkarosse früher als optionaler Feinschliff, um die Langlebigkeit derselben zu erhöhen und den gefürchteten Rost lange Zeit auf Abstand zu halten, ist sie heute wesentlich weiter verbreitet. Insbesondere viele Autos aus den 80ern, von denen noch diverse langlebige Exemplare als Liebhaber-Modelle oder Rentnerfahrzeuge unterwegs sind, sind berüchtigt für ihre Anfälligkeit gegen Rost. Einfach weil eine Verzinkung bei den meisten Herstellern damals noch nicht Usus war. Und so haben viel Young- und Oldtimer ihre berüchtigten Stellen, an denen die „braune Pest“ meist nur eine Frage der Zeit zu sein scheint.

Warum verhindert Zink Rost? Rost entsteht durch Oxidationsprozesse auf Metall mit Eisenanteilen, die hauptsächlich durch Sauerstoff hervorgerufen werden. Durchaus aber auch durch in Nässe gelöste Säuren und etwaigen Salzgehalt in der Luft - beispielsweise in küstennahen Regionen. Wie ein solcher Oxidationsprozess im Zeitraffer aussieht, kann jeder nachvollziehen, der mal einen abgebissenen Apfel oder Apfelscheiben für ein paar Stunden liegen ließ. Die exponierten Stellen ohne Schale weisen rasch eine Braunverfärbung auf.

Das ist im Kern derselbe Vorgang, der sich auch bei atmosphärisch exponierten Eisenbauteilen ergibt. Zu diesen gehören Stahlbleche, wie sie im Karosseriebau üblich sind. Zwar nagt der Zahn der Zeit an diesen ungleich langsamer als an einem Apfel. Aber er nagt. Doch eine Verzinkung der Stahlbleche kann diesen Vorgang entscheidend entschleunigen. Sie oxidiert zwar auch, doch ohne Rost zu bilden. Zumal diese gewollte Oxidation weiterer Oxidation - und somit Rost - den Wind aus den Segeln nimmt.

Wie kann ein Auto verzinkt werden? Es gibt mehrere Verfahren, um ein Fahrzeug zu verzinken. Ähnlich wie eine Legierung soll eine Verzinkung den zugrundeliegenden Werkstücken wünschenswerte Eigenschaften, in aller Regel den Korrosionsschutz, zukommen lassen. Es können aber auch ästhetische Überlegungen, wie zum Beispiel Glanzeffekte, eine Rolle spielen. Prinzipiell lässt sich eine Verzinkung auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Da wäre zum einen die Feuerverzinkung, bei der zu verzinkende Werkstücke in einem Schmelztauchverfahren in heißes, verflüssigtes Zink getaucht werden. Damit lassen sich vergleichsweise dicke Zinkschichten realisieren. Jedoch ist der energetische Aufwand hoch, da der Schmelzpunkt von Zink bei 419,5 Grad Celsius liegt. Energetisch sparsamer ist das galvanische Verzinken beziehungsweise das elektrolytische Verzinken. Gerade im Sinne der Verzinkung von Karossen und Bauteilen derselben kommt es überdies mit weniger Nachbehandlung aus.

Was bedeutet eigentlich „galvanisieren“? Vom Galvanisieren beziehungsweise von der Galvanotechnik ist immer dann die Rede, wenn Werkstücke in ein sogenanntes Elektrolytbad (bestehend aus einer Wasserstofflösung) getaucht werden. Dabei entsteht unter Ausnutzung chemischer und physikalischer Prinzipien ein Stromfluss, bei dem das Anodenmaterial (in diesem Fall: Zink) sich auf der Kathode (dem Werkstück) ablagert. Das ist übrigens ein ähnlicher Vorgang wie jener, der Lithium-Akkus altern lässt. Nur, dass dort die Ablagerungen ungewollt und an der Anode stattfinden.

Dieses Prinzip kann man sich zunutze machen, indem ein zu beschichtendes Bauteil als Kathode ins Wasserstoffbad getaucht wird und das aufzutragende Material - sei es Zink, Nickel oder Kupfer - in Reinform als Anode dient. Dieser Prozess stellt sich elektrochemisch von ganz alleine ein, ist energetisch somit effizient und erzielt extrem gleichmäßige Ergebnisse. Das Risiko einer Wasserstoffversprödung (Einschluss von Wasserstoff im Werkstück mit der Gefahr der Korrosion von innen) wird minimiert, indem die Werkstücke nur begrenzte Zeit dem Wasserstoffbad ausgesetzt werden. Daher sind auf diesem Wege auch nicht so dicke Schichten wie beim Feuerverzinken möglich.

Vorteile von galvanischem Verzinken Wird die Gefahr der Wasserstoffversprödung adäquat gemanagt, bietet galvanisches Verzinken (gerade mit Blick auf die Autoherstellung) große Vorteile gegenüber dem Feuerverzinken:

Wesentlich energieeffizienter - Da sich galvanisches Verzinken auf ein elektrochemisches Verfahren stützt, das sich unter den richtigen Vorbedingungen von ganz allein einstellt, ist der Energieaufwand, verglichen mit dem diesbezüglich sehr energieintensiven Feuerverzinken, vergleichsweise trivial.

Weniger Nachbehandlung - Beim Feuerverzinken entstehen oftmals Grate und ähnliche Ungleichmäßigkeiten, die sich kaum verhindern lassen, wenn so viel Hitze im Spiel ist. Da diese immer anders ausfallen, ist eine händische Nachbearbeitung pro Werkstück nahezu garantiert. Die Galvanotechnik erzielt hier wesentlich gleichmäßigere Ergebnisse.

Hochglanzeffekte sind möglich - Mittels galvanischer Verzinkung sind hochglänzende Oberflächen möglich. Es bedient somit auch ästhetische Überlegungen im Fahrzeugbau.

Bei nahezu allen Geometrien einsetzbar - Da sich das Wasserstoffbad um sämtliche Formen zu fügen vermag, kann es bei unterschiedlichsten Formfaktoren bestens eingesetzt werden.

Unterschied zwischen Teilverzinkung und Vollverzinkung Nicht alle Autos sind vollverzinkt. Tatsächlich sind es, auch heute, eher die wenigsten. Meist liegt eine Teilverzinkung vor, die sämtliche der Umwelt exponierten Blechteile umfasst. Blechränder und Ablauflöcher, welche die „natürlichen“ Sammelstellen für an der Karosse abfließendes Wasser sind, sind meist nicht verzinkt, da es in diesen Bereichen auch ohnehin keinen großen Unterschied machen würde. Insofern ist eine Verzinkung also auch kein Freibrief dafür, dass eigene Fahrzeug bedenkenlos Wind und Wetter auszusetzen und es nicht zu pflegen.

Verzinkung erhöht die Resilienz gegen Rost, macht eine Karosserie jedoch nicht grundsätzlich resistent. Deswegen haben die meisten Hersteller damit Vorlieb genommen, bei gewissen Stellen auf Verzinkung zu verzichten, da dies im Alltag kaum Unterschiede machen, jedoch das Fahrzeuggewicht in die Höhe treiben würde.

Können Autos nachträglich verzinkt werden? Autos können durchaus nachträglich verzinkt werden. Das ist jedoch ganz klar im Ressort „kostenintensive Liebhaberei“ zu verbuchen. Denn ein solcher Vorgang erfordert extrem viel Handarbeit. Dabei fällt noch nicht einmal so sehr das galvanische Verzinken an sich als Kostenfaktor ins Gewicht. Viel mehr sind es die vorangehenden sowie folgenden Arbeitsschritte, die den Preis in die Höhe treiben:

Da braucht es schon einen hohen wirtschaftlichen und/oder emotionalen Wert, um diese Veredlung zu rechtfertigen.

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