Wolfratshausen: Ach du dickes Rohr: Neue Entlüftung fürs Rathauscafé sorgt für Diskussionen

2022-05-06 17:57:25 By : Ms. Alice Huang

Am Rathauscafé in Wolfratshausen prangt ein neues Lüftungsrohr. Dessen Dimensionen sorgen für Diskussionen.

Wolfratshausen – Bei der Sanierung des Rathauscafés in der Altstadt stieß die federführende Dienstleistungs-GmbH der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft auf ein gravierendes Problem: Die drei bestehenden Lüftungsanlagen in der städtischen Immobilie entsprachen weder den vor Jahren verschärften Brandschutzbestimmungen noch der neuen technischen Nutzungsanforderung. Die Lösung, die GmbH-Prokurist Robert Alischer in Abstimmung mit Franz Hofner, Leiter des Rathaus-Referats Bauen und Liegenschaften, entwickelte, ist „eine vernünftige“, sagt Alischer. „Eine schöne Lösung ist es nicht, das lässt sich nicht wegdiskutieren“, so der Bauingenieur mit Blick auf das rund 15 Meter lange Lüftungsrohr mit 400 Millimetern Durchmesser, das sich die Außenfassade des Rathausanbaus hinaufschlängelt.

Bis dato gab’s drei Lüftungen für das Objekt, dessen Obergeschoss das Rathaus-Referat Planen und Umwelt sowie die Kämmerei beherbergt. Zwei Entlüftungen, erklärt Alischer im Gespräch mit unserer Zeitung, entsprachen nicht mehr den Brandschutzauflagen, die dritte war nicht auf die künftige Nutzung des Rathauscafés ausgelegt. Die Pächter Michaela und Hans-Joachim Kunstmann (Kunstmann Hotel & Food GmbH) wollen eine kleine Gastronomieküche installieren – die muss entsprechend Dampf ablassen können.

Zunächst sei angedacht gewesen, aus allen drei Lüftungsanlagen eine zu machen – und das Rohr durchs Gebäude zu verlegen, erläutert Alischer. Doch schnell habe sich herausgestellt: „Es ist fraglich, ob das überhaupt klappen würde – und wenn, wäre es mit einem immensen Aufwand und sehr hohen Kosten verbunden gewesen.“ Nach Rücksprache mit Referats-Leiter Hofner fiel die Entscheidung: Das Edelstahl-Lüftungsrohr wird an der Außenfassade an der westlichen Loisachuferseite hoch übers Dach des Rathauscafés geführt. Das Kreisbauamt in Bad Tölz hatte laut dem Prokuristen der Dienstleistungs-GmbH keine Einwände, das Denkmalamt an der Kreisbehörde bestand allein darauf, dass das neue Rohr aus optischen Gründen „braun“ sein müsse.

Wir hätten das Lüftungsrohr wirklich sehr gerne versteckt.

Alischer betont, dass die Immobilie, die Anfang der 1990er-Jahre ans Rathaus angebaut worden ist, kein Einzeldenkmal ist. „Wir wollten dennoch auf Nummer sicher gehen und haben proaktiv das Denkmalamt eingeschaltet.“ Schönheit liegt im Auge des Betrachters, doch wahrlich ästhetisch schmiegt sich die massive Rohrleitung nicht an die die Gebäudefassade. „Wir hätten das Lüftungsrohr wirklich sehr gerne versteckt“, beteuert Alischer. Doch wie gesagt: Eine innenliegende Entlüftung hätte eine Kostenexplosion ausgelöst.

Voraussichtlich in den nächsten Tagen, so Alischer, können die neuen Pächter des Rathauscafés die Schlüssel entgegennehmen. Das größte Problem bei der Sanierung der städtischen Liegenschaft sei die Modernisierung der Lüftungsanlage gewesen, so der Bauingenieur rückblickend. Schon vor dem Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine brachten Lieferengpässe den Bauzeitplan immer wieder durcheinander. „Mal gab’s nur Motoren für Lüftungsanlagen, mal nur Abdeckhauben.“ Nur haarscharf entging die städtische Dienstleistungs-GmbH dem Supergau: Das in Wolfratshausen benötigte Herzstück der Lüftungsanlage, das ein schwedisches Unternehmen anbietet, wird – besser gesagt wurde – in der Ukraine hergestellt. „Wir haben das letzte bekommen“, bevor russische Raketen den Produktionsstandort zerstörten, berichtet Alischer.

Seit 2019 steht das Rathauscafé leer, 445 000 Euro lässt sich die Kommune die Ertüchtigung wie berichtet kosten. Der Pachtvertrag mit der Kunstmann Food & Hotel GmbH läuft zunächst zehn Jahre. Das Betreiberkonzept recht vom Frühstück über Mittagsgerichte und Nachmittagskaffee sowie -kuchen bis hin zum kühlen Aperitif in den Abendstunden.

Vize-Bürgermeister Günther Eibl, der derzeit Rathauschef Klaus Heilinglechner vertritt, nahm das imposante Lüftungsrohr am Montagmorgen noch einmal in Augenschein. Vor dem Hintergrund der technischen Herausforderungen sei die gewählte Variante ein „notwendiges Übel“. Nein, schön anzusehen sei das Ganze nicht, sondern verdiene in puncto Optik maximal die Beurteilung „kreative Lösung“. (cce)

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